Walter Kinast

Karlsfeld

 

 

Sebastian Jörg

ein mit der silbernen Militär-Verdienst-Medaille im deutsch-französischen Krieg ausgezeichneter Korporal im 3. Infanterie-Regiment „Prinz Karl von Bayern“

Geboren am 19. Januar 1848 in Bräunlings, Bezirksamt Sonthofen/Kempten
Gestorben am 15.06.1915 in Isen/Wasserburg

Seine militärische und berufliche Dienstzeit ist aus einem Vormerkbogen ersichtlich:

 

 

– 01.10.1869 – 11.12.1872 Militär,

– Kriegsteilnehmer von 19.07.1870 – 11.12.1872 (7 Schlachten bzw. Gefechte im Jahre
1870, Belagerung von Paris)

– 16.08.1874 – 09.07.1880 Königlich Bayerischer Zollgrenzschutz

– 10.07.1880 – 30.06.1883 Steueraufseher beim Königlich Bayerischen Hauptzollamt
Ludwigshafen am Rhein

– 01.07.1883 – 28.02.1886 Aufschlag-Einnehmer in Pirmasens

– 01.03.1886 – 31.03.1911 Steuerrevisor bzw. Aufschlag-Einnehmer in Isen

 

Korporal Sebastian Jörg war einer von 54 mit der silbernen Militär-Verdienst-Medaille ausgezeichneten Soldaten im 3. Infanterie-Regiment „Prinz Karl von Bayern“ im deutsch-französischen Krieg 1870/71. Vor der Verleihung der silbernen Militär-Verdienst-Medaille bekam er für sein Verhalten bei der Einnahme von Orléans am        11. Oktober 1870 bereits das Militär-Verdienstkreuz.

Beschreibung der Tat:

Jörg, Sebastian
 
Korporal, 3. Infanterie-Regiment „Prinz Karl von Bayern“
 
            Während der Schlacht bei Loigny-Poupry am 2. Dezember 1870 meldete sich der Korporal Sebastian Jörg der 8. Kompanie des 3. Infanterie-Regiments „Prinz Karl von Bayern“ aus Bäuerlings, Bezirksamt Kempten, freiwillig zu einer Patrouille, um auszukundschaften, ob eine etwas entfernt von Schloss Goury gedeckt aufgestellte Abteilung aus Bayern oder Franzosen bestehe. Ungeachtet augenscheinlicher Gefahr drang derselbe unerschrocken so weit vor, bis er die Meldung überbringen konnte, es seien dort feindliche Bataillone.
 
          Jörg, der schon für sein Verhalten im Treffen bei Orléans am 11. Oktober 1870 das Militär-Verdienstkreuz besaß, wurde nun mit der silbernen Militär-Verdienst-Medaille belohnt.
 
Silberne Medaille am 02.12.1870, VOBl. KM 1871, Seite 166

 

Folgend seine Verleihungsurkunden:

 

 

 

Auf der Rückseite der Verleihungsurkunde für das Militär-Verdienst-Kreuz ist vom Ministerium der Hinweis zu lesen, dass Sebastian Jörg für die neu geschaffenen und durch ihn selbst beschafften Schwerter den Geldbetrag zurückerstattet bekam. Eine Unterschrift von Jörg fehlt jedoch. Wahrscheinlich wurde diese Empfangsbestätigung nur als Abschrift des beim Ministerium verbliebenen Originals der Einfachheit halber auf die Rückseite der Verleihungsurkunde geschrieben.

 

 

 

 

 

 

 

Durch allerhöchste Verfügung durch Prinzregent Luitpold  vom 31. Oktober 1895 wurde in Erweiterung des Art. XIII der Statuten die Medaillenzulage ab 1. April 1895 lebenslänglich weiter gewährt. Um in diesen Genuss zu kommen, musste ein Antrag auf Weitergewährung vom Medailleninhaber gestellt werden. Hierzu findet sich bei den Unterlagen von Sebastian Jörg ein Auszug aus dem Verzeichnis, in welchen die Medailleninhaber erfasst wurden, die einen solchen Antrag gestellt hatten.

 

 

 

Sebastian Jörg war verheiratet und hatte einen Sohn. Er ist nach einem abwechslungsreichen Leben als angesehener Mann in Isen bei Wasserburg am 15.06.1915 gestorben. Sein Sohn Franz wurde im 1. Weltkrieg als Offiziersstellvertreter im 2. Infanterie-Regiment mit dem Militär-Verdienstkreuz 2. Klasse mit Krone und Schwerter, dem EK 2, der Dienstauszeichnung 2. Klasse und dem Verwundeten-abzeichen in schwarz ausgezeichnet.

Die Auszeichnungen von Sebastian Jörg waren bisher noch nicht auffindbar. Die Militär-Verdienst-Medaille am Anfang des Beitrages ist nicht zugehörig und zeigt bloß den Typ und das Aussehen der an Sebastian Jörg verliehenen Medaille.

Ich hoffe, dass dieser Beitrag Interesse bei einigen Lesern finden wird.

 

Quellen:

– Urkundennachlass der Familie Jörg
– Walter Kinast, „Der Tapferkeit“, Die Königlich-Bayerische. Militär-Verdienst-Medaille
im deutsch- französischen Krieg 1870/71
– Leser, Die Ritter- u. Verdienstorden, Ehren-, Verdienst- und Denkzeichen sowie
Dienstalters-Auszeichnungen des Königreichs Bayern

 

 

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5 Comments
  1. Mensch Walter,

    da hast du aber wieder mal eine Rarität vorgestellt. Die Luitpold-Medaille mit der Jahreszahl 1911 ist ja auch eher selten und als Urkunde, wie so oft bei Papier, noch viel seltener.

    Ich wünschte ich hätte auch mal etwas Vergleichbares zum Vortsellen, aber es freut mich natürlich, wenn ein seriöser Sammler sich der Sache angenommen hat, um sie in ihrer Gesamtheit vorzustellen.

    Viele Grüße
    Harald

  2. Servus Harald,

    ich glaube, da bringst Du was durcheinander. Es handelt sich um eine ganz normale Luitpoldmedaille ohne Krone am Bande der Jubiläumsmedaille.

    Am 12. März 1911 wurde die Luitpoldmedaille am Bande der Jubiläumsmedaille an diejenigen Offiziere und älteren Unteroffiziere verliehen, welche die am 12. März 1905 gestiftete Jubiläumsmedaille noch nicht besaßen. Deshalb Luitpoldmedaille am Jubiläumsband!

    Schön, dass Dir der Beitrag gefällt, welchen Lorin mal wieder perfekt in Szene gesetzt hat.
    Ihm ist es zu verdanken, dass Bayern auf der OMSA-Seite so gut vertreten ist. Das Einstellen der Beiträge mit der Software für die OMSA ist nicht ganz einfach, um nicht zu sagen, sehr aufwändig.

    Somit auch mal wieder von mir ein herzliches Dankeschön an Lorin!

    Viele Grüße
    Walter

  3. Wieder einmal zu schnell geschossen…
    Danke walter, ich hatte gemeint da eine Krone sehen zu müssen.
    Na egal, auch was gelernt.
    Danke auch an Lorin, wenn er uns da so gut darstellt.

  4. Hallo Walter, was für ein toller Nachlass. So kann auch Papier Spass machen 😉
    Vielen Dank für die tolle Aufarbeitung.

  5. Servus Andreas,

    schön, dass Dir der Nachlass gefällt. Es kommt nicht häufig vor, dass man einen so kompletten Papiernachlass eines Militär-Verdienst-Medaillen Trägers von 1870/71 bekommt. Ich habe hier nur die wesentlichsten Papiere vorgestellt. Vielen Dank für die positive Rückmeldung.

    Viele Grüße

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